Allan Sekula
Allan Sekula wurde 1951 in Erie, Pennsylvania, USA, geboren. Er studierte von 1968 bis 1972 an der University of California in San Diego u.a. bei Herbert Marcuse. Der Künstler, Fototheoretiker und Kritiker unterrichtete von 1985 bis 2013 am California Institute of the Arts in Los Angeles Photographie und Medienkunst. Er nahm an der documenta 11 (2002) und 12 (2007) in Kassel, Deutschland teil.
Allan Sekula verstarb im Jahr 2013.
In frühen Arbeiten wie der kollektiven Aktion "Body Bags" (1970) und anderen Installationen im öffentlichen Raum zeigte sich Sekulas politische Sozialisation in der amerikanischen Studenten- und Anti-Kriegsbewegung. Dem System Kunst näherte sich der Künstler in "Gallery Voice Montage" (1970), einer für die Ausstellung "Performance under Working Conditions" 2003 in der Generali Foundation restaurierten und teilweise rekonstruierten Sound-Installation. In "Meat Mass" (1972) setzt Sekula seinen aktionistischen Ansatz fort und unterbricht die kapitalistische Zirkulation von Luxusgütern durch Diebstahl und Verschwendung. Edle Fleischstücke wurden im Supermarkt entwendet und der Zerstörung auf einer viel befahrenen Schnellstraße ausgesetzt. Eigentumsverletzung ist u. a. auch ein Thema der Diaprojektion "Untitled Slide Sequence" (1972). Sekula fotografierte auf dem Werksgelände ArbeiterInnen beim Verlassen der Fabrik am Ende der Tagschicht. Nach "Box Car" (1971) handelt es sich dabei um Sekulas erste explizite Beschäftigung mit der Arbeitswelt als sozial prägendem Faktor, der in Körperhaltung und Gestik zum Ausdruck kommt. Wie in einem in seine Bestandteile zerlegten Film wiederum wird das Motiv Arbeit in "Aerospace Folktales" (1973) erzählt, eine in Ton, Bild und Kommentar aufgesplittete Geschichte der Arbeitslosigkeit des Vaters. Sekulas Bewusstsein für die Problematik der Arbeitsteilung zwischen Mutter und Vater verdankt sich seiner frühen Auseinandersetzung mit dem Feminismus. Bis zuletzt setzte sich Sekula künstlerisch sowie theoretisch mit den Möglichkeiten und der Weiterentwicklung der Dokumentarfotografie auseinander. Von der amerikanischen Tradition sozialkritischer Fotografie geprägt, favorisierte er Bildfolgen, die Heroik und Pathos des Einzelbildes vermeiden. Jene Werke, die sich mit dem Meer als vergessenem Ort beschäftigen wie "Fish Story" (1989-95) oder "Freeway to China" (1998-99), schlugen ein neues Kapitel in Sekulas Oeuvre auf. (Hemma Schmutz)
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