Bertrand Lavier
Bertrand Lavier wurde 1949 in Châtillon-sur-Seine, Frankreich geboren. Er brach sein Studium zum Gartenbauingenieur in Versailles, Frankreich, ab, um als Künstler zu arbeiten. 1999 erhielt er den Preis für Skulptur der Bernhard-Heiliger-Stiftung. Er war 1997 an der 47., 1993 an der 45. und 1976 an der 38. Biennale di Venezia, Venedig zu sehen und nahm 1985 an der 18. Biennale von São Paulo, São Paulo, Brasilien und 1987 an der documenta 8, Kassel, Deutschland teil. 2012 widmete ihm das Centre Georges Pompidou, Paris, Frankreich eine Retrospektive. Bertrand Lavier lebt in Paris und Aignay-le- Duc, Frankreich.
In Malerei, Skulptur und Fotografie hinterfragt Lavier formal-ästhetische Kriterien, kunstgeschichtliche Konventionen und die künstlerische Tätigkeit an sich. Seine erste Arbeit "Peinture blanche sur amplelopsis" (1969), zwei direkt auf Wilden Wein gemalte Linien weißer Farbe, weist auf den radikalen Dialog hin, den er malerisch und skulptural mit Formen visueller Repräsentation der Realität führen wird. So untersucht Lavier in "Rouge geranium par Duco et Ripolin" (1974-83) durch Gegenüberstellung gleicher Farbtöne unterschiedlicher Hersteller das Verhältnis von Sprache und piktoraler Realität. Ab den 1980er Jahren bemalt er industrielle Alltagsobjekte mit pastosen Schichten ihrer ursprünglichen Farbe, die diese zwischen Objektstatus und Malerei oszillieren lassen. Für die Documenta 7, 1982, bedeckte er Fenster und Heizkörper eines Ausstellungsraumes mit Acrylfarbe.
Parallel intensiviert Lavier ab 1984 Duchamps "Ready-made" in Form übereinandergestellter Alltagsgegenstände. Diese Verdoppelung erweitert die Infragestellung der Form des Kunstwerkes um jene seiner Präsentation und führt zu einer Irritation der Hierarchie von oben und unten, von Sockel und Kunstwerk. Mit den Skulpturen "Knapp-Monarch sur Solid Industries" (1986) und "Ikea sur Zanussi" (1986) war er auf der Documenta 8, 1987, vertreten und realisierte zudem eine Installation im öffentlichen Raum: die "Composition Verte et Blanche" erinnerte durch weiße Abgrenzungen auf einem eigens angelegten Rasenstück an einen Tennisplatz.
Verinnerlichte Klischeebilder moderner Kunst thematisiert Lavier in der Werkserie "Walt Disney Productions" (1985-94), die auf einem Mickey Mouse Comic basiert, der in einem Kunstmuseum spielt. Darin gezeigte abstrakte Bilder und Skulpturen setzt er mittels reproduktionstechnischer Verfahren in die Realität um und reintegriert damit in humorvoller Weise Vorstellungen über moderne Kunst aus einem populärkulturellen Kontext in das Museum. (Luisa Ziaja)