Franz West
Franz West wurde 1947 in Wien, Österreich, geboren. Von 1977 bis 1982 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Bruno Gironcoli. 1993 war West Österreichs Vertreter auf der Biennale di Venezia, Italien. Von 1992 bis 1994 hatte er eine Professur an der Städelschule, Frankfurt am Main, inne.
Der Künstler nahm an zahlreichen großen internationalen Ausstellungen und Gruppenausstellungen teil, darunter 1992 die documenta IX und 1997 die documenta X in Kassel, Deutschland. In den Jahren 2009/2010 gestaltete West den "Eisernen Vorhang" in der Wiener Staatsoper im Rahmen einer von "museum in progress" konzipierten Ausstellungsreihe.
Zu den ihm gewidmeten Einzelausstellungen zählen unter anderem 1996 Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig Wien, 20er Haus, Wien, 1997 Museu Serralves, Porto, Portugal, 1997 Museum of Modern Art (MoMA), New York, USA, 1998 Middelheimmuseum, Antwerpen, Niederlande, 2000 Renaissance Society, Chicago, USA, 2000 Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), Karlsruhe, Deutschland, 2001 und 2008 Museum für angewandte Kunst (MAK), Wien, 2002 Deichtorhallen, Hamburg, Deutschland, 2003 Kunsthaus Bregenz, Bregenz, Österreich, 2003 Whitechapel Art Gallery, London, UK, 2008 Baltimore Museum of Art, Baltimore und 2009 Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles, USA, 2009 Fondation Beyeler, Basel, Schweiz, 2009/10 Museum Ludwig, Köln, Deutschland, 2010 Museo d'Arte Contemporanea Donna Regina, Neapel, Italien, 2010/11 Kunsthaus Graz, Graz, Österreich und 2011/12 Institute of Contemporary Arts, London, UK. Posthume Retrospektiven wurden dem Künstler 2013 im Museum Moderner Kunst (mumok), Wien, im Museum für Moderne Kunst (MMK), Frankfurt am Main, Deutschland, im Inverleith House, Royal Botanic Garden Edinburgh, Edinburgh, Großbritannien, 2014 im The Hepworth Museum, Wakefield, West Yorkshire, England, 2016/17 im Belvedere 21, Wien, und 2018/19 im Centre Georges-Pompidou, Paris, und in der Tate Gallery, London, Großbritannien, gewidmet.
West hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 1986 den Otto-Mauer-Preis, 1988 den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, 1993 den Skulpturenpreis der Generali Foundation und 1998 den Wolfgang-Hahn-Preis, Museum Ludwig, Köln. 2011 wurde Franz West mit dem Goldenen Löwen der Biennale Venedig für sein Lebenswerk ausgezeichnet und erhielt das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
Franz West lebte und arbeitete in Wien, wo er 2012 verstarb. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Mitte der 1979er Jahre entwickelte West seine "Passstücke" - aus Polyester in Verbindung mit Alltagsgegenständen und Draht, Papiermaché und Gipsbandagen geformte Objekte, mit denen aktiv eine körperliche Verbindung eingegangen werden soll. Franz West pflegte enge Kontakte zu Literaten und Musikern, die gemeinsam mit der Psychoanalyse sowie der Philosophie Wittgensteins für ihn prägend waren.
Seine ersten Ausstellungen fanden in der Galerie nächst St. Stephan statt. Gegen Ende der 1980er Jahre hat West sein Prinzip der archetypischen Skulptur zu Möbel-Skulpturen erweitert. 1987 zeigte er bei den "Skulptur. Projekte Münster" seine Sitzskulptur "Eo Ipso". Im Kunsthistorischen Museum in Wien stellte er 1989 aus Altmetall angefertigte Liegen und Stühle vor ausgewählte Gemälde und Skulpturen. 1990 zeigte er im österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia neben "Passstücken" die mehrteilige Skulptur "Revision". West verwendete auch afrikanische Stoffe als Überwurf für seine Sitzskulpturen, die "erst durch Aufsitzen zu Kunst werden". Legendär wurden seine Eisenbänke mit orientalischen Teppichen für das Freiluftkino auf der Documenta IX. Auch für die Documenta X 1997 in Kassel "bestuhlte" West den Veranstaltungssaal.
West inszeniert seine Arbeiten gerne im Kontext einer Vielfalt künstlerischen Angebots gemeinsam mit Künstlerfreunden. So organisierte er 1993 anlässlich seiner Preisverleihung ein "Divertissement" mit einer Installation aus Sitz- und Tischmöbeln, Live-Musik und Lesungen. Gemeinsam mit Heimo Zobernig (Tische), Peter Kogler (Stoffdesign) und Marcus Geiger (Farbauswahl) gestaltete er 1996 die Einrichtung des Lokals im ehemaligen Hutgeschäft Habig, hinter dem die Ausstellungshalle der Generali Foundation liegt. Einen Teil der in der Sammlung vereinten frühen "Passstücke" und Fotomontagen hat West zu mehreren Installationen arrangiert. (DL)