Gerwald Rockenschaub
Gerwald Rockenschaub wurde 1952 in Linz, Oberösterreich, Österreich, geboren. Er studierte Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien und bis 1982 Kunsterziehung an der Universität (damals Hochschule) für angewandte Kunst bei Herbert Tasquil. Seit den 1980er Jahren ist der Künstler Maler, Musiker und Techno-DJ tätig. 1993 bespielte Rockenschaub gemeinsam mit Andrea Fraser und Christian Philipp Müller den österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia, Italien. Im Jahr 2007 war er auf der documenta 12 vertreten. Im Jahr 2007 erhielt Rockenschaub den Fred-Thieler-Preis für Malerei. 2022-2023 widmete ihm das belvedere 21 eine große Einzelausstellung. Gerwald Rockenschaub lebt und arbeitet in Berlin.
Zu Beginn der 1980er Jahre wurde Rockenschaub mit seinen geometrisch-abstrakten Bildern und Grafiken bekannt, die zusammen mit Arbeiten von Künstlern wie etwa John Armleder oder Heimo Zobernig unter dem Begriff der "Neuen Geometrie" zusammengefasst wurden. In seinen Bildkonzepten entwickelte er eine persönlich kodierte Ästhetik aus dem Zeichenfundus der Populär- und Alltagskultur und seinem Interesse für industrielle, entpersonalisierte Herstellungsprozesse.
Gegen Ende der 1980er Jahre begann Rockenschaub historische wie ästhetische Bedingungen des "Betriebssystems" Kunst in seine Arbeiten mit einzubeziehen und ortspezifische Installationen zu entwerfen: subtile Einbauten und Auslassungen, die den jeweiligen Ausstellungsraum und seine soziale wie kulturelle Wirkung thematisieren sowie verändern sollten. In einer seiner ersten Arbeiten dieser Art für die damalige EA-Generali Foundation (1991) etwa legte er Schiebewände, die als Hängeflächen und Raumteiler fungierten, frei, um so die bauliche Struktur des leeren Raumes selbst zum Ausstellungsstück zu machen. Industriell vorgefertigte Materialien und Bauteile verwendete er in seiner den Galerieraum durchschneidenden Installation für die Villa Arson in Nizza (1992) ebenso wie für seinen Beitrag zur 45. Biennale di Venezia (1993): Durch den Einbau eines Metallgerüsts in den Hoffmannschen Pavillon konnten dessen architektonische Bedingungen nicht nur erfasst, sondern auch um den Blick nach außen durch die Oberlichten erweitert werden.
Rockenschaub betätigt sich seit den frühen 1980er Jahren auch als Musiker: zuerst als Mitglied der New Wave-Band "Molto Brutto", dann als Techno-DJ und Labelbetreiber, wobei er auch hier die Strukturen seines Arbeitsfeldes zu analysieren versucht. So verweisen einige seiner jüngsten Arbeiten - aufblasbare, durchsichtige PVC-Kuben - in ihrer Materialität auf zeitgenössisches Clubdesign und ein damit verbundenes Raumgefühl, brechen diese Anmutung aber durch ihre Monumentalität.