Hans Haacke
Hans Haacke wurde 1936 in Köln, Deutschland, geboren. Er studierte von 1956 bis 1960 an der Staatlichen Werkakademie in Kassel und von 1961 bis 1962 als Fulbright-Stipendiat an der Tyler School of Fine Arts, Temple University, Philadelphia, USA. Von 1967 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 war er Professor an der Cooper Union in New York, USA. In den Jahren 1972, 1982, 1987, 2002 und 2017 nahm er an der documenta in Kassel teil. Im Jahr 2019 widmete ihm das New Museum in New York eine große Retrospektive. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 1998 verlieh ihm die Bauhaus-Universität Weimar die Ehrendoktorwürde. 1993 erhielt er den Goldenen Löwen der Biennale di Venezia (zusammen mit Nam June Paik), 1919 den Arnold-Bode-Preis und 2020 den Goslarer Kaiserring. Er lebt und arbeitet seit 1965 in New York, USA.
Haacke beschäftigte sich in seinen ersten Arbeiten mit physikalischen und biologischen Systemen, mit lebenden Tieren, Pflanzen, den Aggregatzuständen von Wasser und Wind. Unter dem Titel "Wind und Wasser" stellte er 1965 in der Galerie Schmela in Düsseldorf seine Werke erstmals in einer Einzelausstellung vor. Ein Jahr darauf folgte in der Howard Wise Gallery in New York die nächste Ausstellung, wo er u. a. den legendären "Kondensationswürfel" (1963-65) zeigte. 1969 führte Haacke dort seine erste Besucherbefragung durch, das "Geburts- und Wohnprofil von Galeriebesuchern", dem eine Reihe weiterer Erhebungen folgte. In der gleichen Ausstellung zeigte er "Zirkulation" (1969), ein variables Netzwerk aus Plastikschläuchen, durch das Wasser gepumpt wird. Seine 1971 im Guggenheim Museum in New York geplante Einzelausstellung wurde abgesagt, weil der damalige Direktor drei Werke zensurieren wollte. Die künstlerische Praxis Haackes verdichtete sich zunehmend zu einer Analyse und Reflexion sozio-politischer Strukturen, er eignete sich investigative Methoden an und thematisierte die Machenschaften einzelner Politiker und Konzerne. Die aus seinen Projekten resultierenden, teils sehr heftigen Debatten betrachtet er als Element seiner künstlerischen Arbeit.
In seiner Ausstellung 2002 in der Generali Foundation, ursprünglich als große Retrospektive geplant, entschied sich Hans Haacke dafür, sich "auf ein einziges Problemfeld, den Umgang mit der Vergangenheit des Landes und der nationalen Identität" zu konzentrieren. Gezeigt wurden zwei 1988 und 1996 in Graz entstandene Projekte über die NS-Zeit in Österreich in Verbindung mit seiner Arbeit für den Reichstag in Berlin sowie eine neue, für die Ausstellung entwickelte Installation mit dem Titel "Mia san mia". (Sabine Breitwieser)
Im Vergleich mit anderen Museen besitzt die Sammlung Generali Foundation eine einzigartige Werkgruppe von Hans Haacke: "Kondensationswürfel" (1965-1967), "Ice Table" (1967) und "Zirkulation" (1969) thematisieren Wasser in drei verschiedenen Aggregatszuständen und sind bemerkenswerte Beispiele für seine frühen Werke. In zwei raumgreifenden Installationen verlässt Haacke das Feld der biologisch-physikalischen Gesetze zugunsten seiner kritischen Reflexion gesellschaftlicher Systeme. In "Besucherprofil, Anleitung 3: acht Künstler_innen, Milwaukee Art Center, 19. Juni bis 8. August" (1971) erhebt er das demographische Profil von Besucher_innen und ihre aktuellen gesellschaftlichen und politischen Probleme. In "Und ihr habt doch gesiegt" (1988) setzt er sich mit der NS-Vergangenheit der Stadt Graz an einem historisch zentralen Ort, der Mariensäule Am Eisernen Tor auseinander. Sein "Entwurf für eine Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus am Militärschießübungsplatz Graz", "Feliferhof", ergänzt die Werkgruppe mit einem leider nie realisierten Projekt. (Doris Leutgeb)