Isa Genzken
Isa Genzken wurde 1948 in Bad Oldesloe, Deutschland, geboren. Von 1969 bis 1971 studierte sie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Almir da Silva Mavignier und von 1971 bis 1973 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1972 erweiterte sie ihr Studium um die Fächer Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Köln, studierte bis 1973 Fotografie und Grafik an der Hochschule der Künste in Berlin und bis 1977 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Im Jahr 1977 erhielt sie ein Reisestipendium der Düsseldorfer Kunstakademie in die Vereinigten Staaten. In den Jahren 1978-1980 war sie Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendiatin. Im Jahr 1980 erhielt Isa Genzken den Berliner Kunstpreis. Im Jahr 2002 ehrte das Museum Ludwig in Köln sie mit dem Wolfgang-Hahn-Preis. Im Jahr 2004 erhielt sie den Internationalen Kunstpreis der Kulturstiftung Stadtsparkasse München. Im Jahr 2009 war sie Preisträgerin des Yanghyun-Preis der Yanghyun Foundation, Seoul. Im Jahr 2017 wurde Genzken mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet. Im Jahr 2019 wurde ihr der Nasher Prize des Nasher Sculpture Center, Dallas, zuerkannt. Isa Genzken lebt und arbeitet nach längeren Aufenthalten in Köln und New York in Berlin.
Genzkens erste Einzelausstellung fand 1976 in der Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf statt. Es folgten zahlreiche Einzelausstellungen in renommierten internationalen Museen sowie die Teilnahme an großen Ausstellungen wie "Skulptur. Projekte Münster" oder der Documenta IX, 1992 und 11, 2002 folgten. Im Jahr 2013 widmete ihr das Museum of Modern Art, New York, eine umfassende Retrospektive, die vom Museum of Contemporary Art, Chicago, und dem Dallas Museum of Art, Dallas, USA, übernommen wurde.
Isa Genzkens Werk weist unterschiedlichste Verbindungen zu Architektur und Design auf und überrascht ihr Publikum immer wieder mit neuen Werkgruppen. „Die Rohbau-Konstruktionen der Neubauten finde ich interessanter, weil das rationale Denken der Ingenieure mehr mit Wahrheit zu tun hat, als das routinemäßige Verdecken der Fassaden mit pseudo-edlen Materialien“, wird die Künstlerin zitiert. Ihr Bezug zum Konstruktivismus und Funktionalismus der 1920er Jahre wird u. a. in den mittels Computerberechnungen, geometrisch konstruierten Bodenskulpturen, den "Hyperbolos" und "Ellipsoiden" der späten 1970er und frühen 1980er Jahre deutlich. In den Fotografien der "Hi-Fi-Serie" (1979) reproduzierte Genzken Anzeigen von Stereogeräten, die zu dieser Zeit bei Kunstsammlern hoch begehrt waren. Die vier Werbesujets stammen von verschiedenen Herstellern aus jeweils einem anderen Industrieland mit anderer Landessprache und wurden in derart harten Kontrasten abfotografiert und wiedergegeben, dass sie als konstruktivistisches Design lesbar werden.
Die Werkgruppe der Gipsmodelle, Negative von Kleinskulpturen, und die der späteren Betonfragmente positioniert Genzken auf Sockeln bzw. Eisengestellen, sodass die BetrachterInnen wie in ein Architekturmodell Einblick nehmen können. Als nächste Werkphase folgen die Fensterskulpturen und andere architektonische bzw. Interieur-Zitate aus Epoxydharzgüssen wie Säulen- und Lampenskulpturen, aber auch Lampenbilder. In ihren Ausstellungstiteln thematisiert Isa Genzken gerne Architektur in einem sozialen Zusammenhang, zum Beispiel "Vom 23. Stock aus", "Jeder braucht mindestens ein Fenster" oder "MetLife", wie ihre Retrospektive in der Generali Foundation hieß, die Werbeschrift einer Versicherung auf einem zentralen Gebäude von Walter Gropius in New York zitierend. Genzken veröffentlicht in ihren Arbeiten immer wieder auch persönliche Inhalte, wie in den "X-Rays" (1981), vergrößerte Röntgenaufnahmen des Kopfes der Künstlerin, oder in der Armierung der "Lampe" (1996), welche die Fieberkurve der Künstlerin als nur für Eingeweihte lesbare Notation repräsentiert.
Einen nicht unwesentlichen Teil im Werk Genzkens nehmen öffentliche Projekte ein, mit denen sie sich seit den 1980er Jahren auseinander setzt. "I Love New York, Crazy City"(1995-96) ist der Titel dreier außergewöhnlicher Collage-Bücher, die in einer Phase des Aus-Sich-Herausgehens sowie unter Einfluss der enormen Dynamik der Stadt New York entstanden sind und unterschiedliche „Life“-Dokumente wie Hotel- und Restaurantrechnungen, Fotos u. v. a. m. der Künstlerin beinhalten. Diese Bücher waren Ausgangspunkt für eine neue Werkgruppe Genzkens, in der sie seit Ende der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Skulpturen sowie Tafelbilder als Bricolage von Materialien aus dem Baumarkt, Fotografien und Zeitungsausschnitten konzipiert. (SB)