Joelle Tuerlinckx
Joëlle Tuerlinckx wurde 1958 in Brüssel, Belgien, geboren.
Sie nahm international an zahlreichen Groß- und Gruppenausstellungen teil, darunter 2018 Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Österreich, 2017 Skulptur. Projekte Münster, Deutschland, 2014 Manifesta 10, Sankt Petersburg, Russland, 2005 Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen, Antwerpen Niederlande und Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), Karlsruhe, Deutschland, 2008 Generali Foundation, Wien, Österreich, 2004 Busan Biennale, Busan, Südkorea, 2003 Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent, Belgien, 2002 Documenta 11, Kassel, Deutschland, 2000 Manifesta 3, Ljubljana, Slowenien.
Einzelausstellungen, darunter 2013 das Haus der Kunst (HdK) München, Deutschland, eine große Retrospektive widmeten ihr, unter anderem, 2006 The Drawing Center, New York, USA, 2006 Museum of Modern Art (MoMA), New York, 2005 The Power Plant, Toronto, Kanada, 2003 The Renaissance Society of America, Chicago, USA, 2001 Bonnefantenmuseum, Maastricht, Niederlande, 1999 Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent, Belgien, 1999 Museum Dhondt-Dhaenens, Deurle, Belgien, 1994 Witte de With, Rotterdam, Niederlande. Tuerlinckx unterrichtete an der École de Recherche Graphique in Brüssel, an der HEAD in Genf, Schweiz, und an der Jan van Eyck Academy in Maastricht, Niederlande.
2007 erhielt die Künstlerin den Plantin Moretus Award, 2008 wurde sie mit dem Cultuurprijzen Vlaanderen, Niederlande, für bildende Kunst und 2011 mit dem Fernand Baudin Prize for Book Design ausgezeichnet. 2018 wurde der Künstlerin die Ehrendoktorwürde der Hasselt Universität, Belgien, für den Fachbereich Architektur und Kunst verliehen. Joëlle Tuerlinckx lebt und arbeitet in Brüssel.
Joëlle Tuerlinckx untersucht auf kritische und poetische Weise u.a. die Institutionen der Kunst: Galerien, Museen, Ausstellungshäuser, und ihre Räume und Formen, wie Vitrinen, Labels, Rahmen, ihre kuratorischen und administrativen Strukturen, sowie alle ihre Materialen, von den Leihverträgen bis zu den Katalogen. Damit steht ihr Werk in der Nachfolge ihres bedeutenden Landsmanns Marcel Broodthaers. Die Künstlerin arbeitet mit Vorgefundenem, markiert Abmessungen von Wänden und Konstellationen von Objekten, verdoppelt Räume in Form von Modellen, setzt durch Beleuchtung künstliche neben natürliche Schattenwürfe, fügt Katalogen eine zusätzliche Seite bei, auf der nur das Wort „page“ (Seite), allerdings durchgestrichen, steht oder erwirkt die nächtliche Öffnung eines Museums. Der von ihr geprägte Begriff „Stretching“ steht für die Strategie Ausstellungssituationen gezielt zu manipulieren, Erwartungshaltungen zu irritieren und den bekannten (Handlungs-)Raum zu erweitern, um dadurch eine größtmögliche Sensibilisierung der Wahrnehmung bei den Betrachter_innen zu erreichen. Tuerlinckx schafft nicht Objekte, die im Ausstellungsraum gezeigt werden, sondern stellt Situationen her, die den Ort ihrer Handlung selbst ins Bewusstsein rücken. Viele Werke bewegen sich am Rande des Sichtbaren, befinden sich an der Schwelle zum Verschwinden, am Grat zwischen Objekt und Leere. Das Öffnen dieser Leere ist wesentlich, weil die Künstlerin damit Orte zu poetischen Stätten möglicher Verwirklichungen transformieren möchte. Ihre Messungen und Markierungen wirken wie Elemente eines unerklärbaren Zeichensystems, dessen eigene Bedeutungsproduktion ständig zu kollabieren scheint und zugleich etablierte Kategorisierungen erschüttert.
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