Josef Strau
Josef Strau wurde 1957 in Wien, Österreich, geboren. Strau ist eine vielschichtige Persönlichkeit und verfasst als Schriftsteller eigene literarische Texte. In den 1980er und 1990er Jahren arbeitete er als Ausstellungsmacher und Galerist in Köln und Berlin. Zusammen mit Stephan Dillemuth leitete er von 1990 bis 1994 die Galerie Friesenwall 120 in Köln und von 2002 bis 2006 die Galerie Meerrettich, Glaspavillon Volksbühne Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, bevor er selbst als Künstler tätig wurde.
Er nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, u. a. 2022 in der Bundeskunsthalle Bonn, 2020 auf der Busan Biennale in Busan, Südkorea, und im Neuen Museum Nürnberg, 2017 in der Kunsthalle Bern, 2016 im Centre Pompidou, Paris; Museum Stiftung Ludwig (mumok) Wien 2015; das Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, und die Liverpool Biennale 2014; das Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 2013; die Generali Foundation, Wien, 2012; und das SculptureCenter, Long Island City, New York, USA, 2011. Einzelausstellungen widmeten ihm unter anderem: 2020 Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 2017 Künstlerhaus Bremen, 2015 Secession, Wien, 2014 The Renaissance Society, University of Chicago und 2008 Malmö Konsthall, Schweden. Josef Strau lebt und arbeitet in Berlin und New York.
In der künstlerischen Praxis von Josef Strau steht die künstlerische Produktion selbst im Mittelpunkt. Vergleichbar mit anderen Künstlerpersönlichkeiten, wie Marcel Broothaers oder Dominik Steiger wechselte er strategisch zur bildenden Kunst, um in diesem Rahmen seine eigenen literarischen Texte zu präsentieren und verbreiten zu können. Auf charakteristische Weise integriert Strau in raumgreifenden Installationen bzw. verbindet er Objekte mit eigenen Texten.
In seinem Beitrag für den Ausstellungskatalog Make Your Own Life: Artists In and Out of Cologne (2006) prägte Josef Strau den Begriff "nonproductive attitude" für eine künstlerische Haltung der späten 1980er Jahre, die mit teils radikalen Formen der „Nichtproduktion“ die Wertökonomien der Kunst in Frage stellte. Die Arbeit am Text, ob als Autor und Verfasser von Texten für Kunstzeitschriften oder im Zusammenhang mit seinen künstlerischen Werken, wurde für Strau zur zentralen Ausdrucksform, um der „nicht produktiven Produktion“, ihren Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten Gestalt zu verleihen. Seine durchwegs biografischen, zuweilen verklausulierten und aus einer Art Außenperspektive verfassten Texte entwerfen verschiedene Autorschafts- und Subjektivierungsmodelle, die sich einer allzu einfachen Lesbarkeit oder Vereinnahmung widersetzen. In seinen Ausstellungen führt Strau die verschiedenen Modi der Textproduktion – geschriebene, überschriebene, gezeichnete, geschichtete, verworfene Texte – zumeist mit Lampenobjekten oder architektonischen Räumen in Form von Buchstaben zusammen. Diese Strukturen, wie etwa der „Kindertunnel“, den Strau in neu adaptierter Form für die Ausstellung Counter-Production (2012) für die Generali Foundation in Wien realisierte und der für die Sammlung angekauft worden ist, vermitteln nicht nur zwischen textuellem und realem Raum, sondern spiegeln die unterschiedlichen Facetten und Phasen, die Straus künstlerische Produktion durchlaufen hat, wider: vom Junk-Dealer, Leiter einer Galerie und Autor zum Künstler. Damit bringt er auf subtile Weise jene Wertökonomien ins Spiel, denen seine unterschiedlichen Formen der Produktion und Nichtproduktion und die von ihm verwendeten Medien wie etwa Text oder Secondhand-Objekte unterworfen sind.