Marcus Geiger
Marcus Geiger wurde 1957 in Muri, Schweiz, geboren. Er studierte zunächst Architektur in Zürich und Luzern. Ende der 1970er Jahre kam er nach Wien, wo er von 1987 bis 1982 zum Bühnenbildstudium bei Prof. Lois Egg an die Universität (damals Akademie) der bildenden Künste Wien wechselte und sein Diplom machte. 1996 erhielt er den Manor-Kunstpreis St. Gallen, Schweiz. Im Jahr 2007 wurde ihm der Preis für bildende Kunst der Stadt Wien verliehen. In den 1980er und 1990er Jahren war er als Künstler hauptsächlich in Österreich tätig. In den Jahren 1992, 1998 und 2008 stellte er in der Wiener Secession aus. Im Jahr 2000 nahm er an der Manifesta 3 in Ljubljana, Slowenien, teil. Im Jahr 2010 war er Artist in Residence der One World Foundation in Ahungalla, Sri Lanka. 2010-11 wurde er in das Berliner Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aufgenommen. 2010-2011 war Marcus Geiger Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste (AVU) in Prag, Tschechische Republik. Zahlreiche und regelmäßige Einzel- und Gruppenausstellungen mit Schwerpunkt Österreich und internationale Beteiligungen in der Schweiz, Deutschland, Schweiz, Italien, Kroatien, Griechenland, Frankreich, Spanien, Albanien, Serbien, Sri Lanka und den USA folgten. Markus Geiger lebt und arbeitet in Wien.
Seit den 1980er Jahren interveniert Geiger mit Kunstprojekten im öffentlichen Raum, die er u.a. in Österreich, Deutschland, Polen, Frankreich und den USA realisiert hat. In Wien verfremdete er in den 1980er Jahren zweimal den vertrauten Anblick der 1898 eröffneten Wiener Secession, einer herausragenden Jugendstilarchitektur von Joseph Maria Olbrich, damals junger Mitarbeiter im Atelier von Otto Wagner. Es diente als Ausstellungshaus für die gleichnamige neue Künstlervereinigung, die Gustav Klimt 1887 aus Protest gegen das konservative Künstlerhaus gegründet hatte. Die vergoldete Kuppel aus Lorbeerblättern (von der Bevölkerung als "goldener Krauthappel" kritisiert) sorgte damals für große Aufregung und Protest in der Bevölkerung. Im Sommer 1992 setzte Marcus Geiger der Wiener Secession eine überdimensionale Pudelmütze aus schwarzem Frottee auf und verdeckte deren obere Hälfte. Zugleich setzte er mit der schwarzen Mütze einen weithin sichtbaren Akzent, der irritierte und neue Diskussionen auslöste, die auch die historische Ablehnung wieder zum Thema machten. Die originale Mütze und das Architekturmodell zur Verkleidung der Kuppel befinden sich in der Sammlung der Generali Foundation. 1998 ließ Geiger die Außenfassade der Wiener Secession in ungleichmäßiger Handarbeit mit roter Farbe streichen. Es war das Jahr ihres 100-jährigen Bestehens. Mit diesem Kunstgriff entweihte er das architektonische Aushängeschild der Moderne ein zweites Mal. Er zerstörte das klare Bild und die Prinzipien der formalen und farblichen Reduktion der Moderne, indem er die einheitliche weiße Oberfläche farblich und durch die Uneinheitlichkeit der Handbemalung konterkarierte. Mit seinen Eingriffen in den öffentlichen und institutionellen Raum gelingt es Geiger, unsere gewohnte Wahrnehmung zu stören. Stets spielt er auf vergessene oder verdrängte Zusammenhänge an und entlarvt Systeme, indem er sie freilegt und/oder unterläuft.
mehr lesen weniger lesen