Margreiter, Dorit, Mathias Poledna + Florian Pumhösl mit/with Ines Doujak + Hans Küng mit/with Heimo Zobernig
Zu Beginn der 1990er Jahre formierte sich in Wien eine lose Gruppe junger AbsolventInnen der Hochschule für angewandte Kunst, die anhand mehrerer Gemeinschaftsprojekte an der Entwicklung einer neuen zentralen Kunstbewegung teilhatte. In Rückgriff und Fortführung kritisch-analytischer Ansätze der Kunst der 1960er und 1970er Jahre wurden Strategien entworfen, die die Rahmenbedingungen des Systems Kunst problematisieren und die Definitionsmacht des Kontextes sichtbar machen.
In ihrer ersten gemeinsamen Arbeit "Material, Texte, Interviews" formulieren Ines Doujak, Hans Küng, Dorit Margreiter, Mathias Poledna und Florian Pumhösl 1991 paradigmatisch eine kritische Haltung gegenüber den Mechanismen des Kunstbetriebes in Wien im Speziellen. Auslöser war die "Junge Szene Wien", eine seit 1983 durchgeführte Biennale der Secession, die mit einer Auswahl studentischer Produktionen den jeweiligen Status Quo präsentierte und damit auch für den Kunstmarkt aufbereitete. "Material, Texte, Interviews" wurde als dreiteiliges Projekt entsprechend in drei Phasen an drei zentralen Ausstellungsorten gezeigt: in der Jänner Galerie, in der Wiener Secession und schließlich in der Galerie Peter Pakesch. Ein auf einer Stellwand von Heimo Zobernig platziertes Plakat sowie eine Broschüre präsentierten kommentierte Begriffsanalysen des pluralistischen Formenvokabulars, Statements sowie Interviews mit der Gruppe und mit Verantwortlichen und KünstlerInnen der Secession. Am konkreten Beispiel der Secession stellt das Projekt die Funktionsweisen und institutionellen Muster des zeitgenössischen Kunstbetriebs zur Diskussion, durch Querverweise wird es zudem zu einer übergreifenden Analyse erweitert.
In der Folge kommt es zu weiteren gemeinsamen Projekten mit wechselnder Besetzung, Konstanten der Zusammenarbeit bestehen dabei zwischen Margreiter, Poledna und Pumhösl. Für eine Ausstellung in der Galerie Ballgasse in Wien 1992 realisierten sie gemeinsam mit Hans Küng die Videoinstallation "Ballgasseland", die anhand verschiedener Modelle kulturelle Produktion untersucht. 1993 nahmen sie an der Ausstellung "Backstage" im neu eröffneten Hamburger Kunstverein teil. Für dieses Projekt wurden die Zylinderschlösser der wesentlichen Zugänge des Kunstvereins entfernt und anschließend in einer Display-Vitrine präsentiert und zum Verkauf angeboten. Für die programmatische Ausstellung "Kontext Kunst" in Graz im gleichen Jahr entwickelten Margreiter, Poledna und Pumhösl die Videoinstallation "Impact", die zwischen 1969 und 1983 für die Schuhhandelskette Humanic produzierte experimentelle Werbespots zeitgenössischer KünstlerInnen neu präsentiert und kontextualisiert. Ausstellungsort war die Fabrikationshalle der Firma Humanic. Anlässlich einer späteren Präsentation in der Generaldirektion der EA-Generali wurde die Installation um das Plakat "Ambient" erweitert und so auch in der Ausstellung "White Cube/Black Box" gezeigt. (Luisa Ziaja)