Private 'Public' Space: The Corporate Atrium Garden
Dan Graham und | and Robin Hurst
Private 'Public' Space: The Corporate Atrium Garden, 1987
Photo montage black-and-white and color photographs, photographically reproduced texts, mounted on cardboard, 101.6 x 76.2 cm, framed 104 x 78 cm
GF0001828.04.0-1997
Artwork text
Tafel 4 Aus ihrer dreiseitig verglasten Cafeteria können die Angestellten von ChemCourt aus luftiger Höhe hinunterblicken auf den Garten des Atriums. Von den Wipfeln tropischer Bäume folgt der Blick der gläsernen Bedachung in Form einer Pyramide, um die Fußgänger zu beobachten, die das Atrium durchqueren. Im gestuften Pflanzentrog entlang des Wasserkanals wurden Ponytail-Palmen (beaucarnea recurvata) angepflanzt. Ihre Stämme sind zu Weih-nachten mit tausenden von elektrischen Lichtergirlanden umwickelt. Alle Bäume sind verkabelt. Die langen grünen Wedel der Palmkronen hängen aus zweieinhalb Metern Höhe herab, ihre oben schlanken Stämme verdicken sich gegen den Boden hin. Eine Vielzahl krautiger Stau-den umgibt die Palmen, eine gesunde Fülle goldener Pothos etwa, mit ihren breiten, tropfenförmigen Blättern mit den unregelmäßigen hellen Flecken. Eine Stufe höher der Trauben-Efeu (cissus rhombifolia), das junge Grün noch von wächsernem Glanz, die alten Blätter dann fleckig und matt. Die Kleeblätter haben den stacheligen Umriß eines Stechpalmenblattes, sind aber nur einen Tausendstel Millimeter dünn und weich. Der Landschaftsarchitekt des ChemCourt-Atriums, Mark Morrison, plante einen urbanen botanischen Garten ... nicht so sehr einen wissenschaftlichen ... sondern einen, in dem jeder und jede etwas lernen kann, indem ganz gewöhnliche, alltägliche Zimmerpflanzen ausgewählt wurden ... in ChemCourt gibt es eine fünfeinhalb Meter hohe Marginata mit einem Durchmesser von über drei Metern. Die Leute gehen da hin und denken: Diese Pflanze in meinem Wohnzimmer, die misst nicht einmal einen Meter, ist das wirklich dieselbe Pflanze? Und das ist genauso wichtig, denke ich, so wertvoll, wie wenn man etwas aus Madagaskar einfliegt. Es war auch Morrisons Idee, vor den verschiedenen botanischen Arten kleine Namenstafeln aufzustellen, um Neugierige zu informieren und so Vergnügen und Lernen zu verbinden. Ursprünglich hatte der Botanische Garten von New York die saisonale Bepflanzung jeweils übernommen, als Parallele zu den Wechselausstellungen der benachbarten Zweigstelle des Whitney Museums. Auf der Ostseite, vor der großen Wasserwand, sind drei Pflanzentröge gestaffelt, die ein Wasserkanal und eine Fontäne mittig teilt. Seitlich davon fließen kleine Wasserfälle in Bassins aus weißem Marmor, die im Winter mit Poinsettias, im Herbst mit violetten und gelben Chrysanthe-men und im Frühling mit Orchideen bepflanzt werden. Die Rücksichtnahme auf die Saison kehrt sich ab von der Künstlichkeit der Wintergärten des 19. Jahrhunderts, die den Jahreszyklus der Natur und die einheimische Vegetation geradezu überbieten wollten. Wintergärten zeigten tropisches Blattwerk, exotische Früchte und Blüten im härtesten Winter, verwandelten den Garten in etwas Spektakuläres und Amüsantes. (Eintreten) in eines dieser Kristall-Museen, in dem sie ihre düsteren Schätze zeigen unter dem harmonischen Schleier der Novembertage. Sofort verstehen wir den Grundgedanken, die aufdringliche Schönheit, die unerwartete, alles überbietende Anstrengung in dieser ganz beson-deren Welt, seltsam und herausgehoben selbst innerhalb der seltsamen und herausgehobenen Welt der Blumen, und wir fragen uns – ist das alles profund, ist es wirklich notwendig, notwendig für die Sonne, die Erde, den Menschen ... Da sind sie, unter der riesigen glasklaren Kuppel, die edlen Blumen des Nebelmonats; da finden sie sich zum königlichen Stelldichein, die ernsthaften kleinen Herbstfeen – ihre Tänze und Posen auf ein einziges Wort hin erstarrt. Maurice Maeterlink