Ernst Caramelle
Ernst Caramelle wurde 1952 in Hall in Tirol, Österreich, geboren. Er studierte von 1970 bis 1976 an der Universität für angewandte Kunst in Wien, unter anderem bei Oswald Oberhuber. Im Jahr 1974 war er Forschungsstipendiat am Massachusetts Institute of Technology. Von 1981 bis 1983 lehrte er an der Städelschule in Frankfurt am Main und von 1986 bis 1990 an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 1992 nahm er an der Documenta IX in Kassel teil. Seit 1994 war er Professor und von 2012 bis 2018 Rektor an der Kunstakademie Karlsruhe. 2001 wurde er mit dem Tiroler Landespreis für Kunst ausgezeichnet. Ernst Caramelle lebt in Karlsruhe, Frankfurt am Main und New York.
"Ideen. Ernst Caramelle" ist seit einer Ausstellung von Kunst im öffentlichen Raum 1988 über einem Geschäftslokal in der Wiener Innenstadt zu lesen. Der künstlerische Ansatz Caramelles steht in der Tradition der Konzeptkunst, welche die Idee dem künstlerischen Produkt, sei sie verwirklicht oder nicht, als ebenbürtig ansieht. Anlässlich der "IV. internationalen Malerwochen" 1974 in Graz begann er mit Video zu arbeiten und führte in der für ihn typischen ironischen Weise eine Serie von Video Performances durch, die als Video Landschaften dokumentiert sind. Diese Auseinandersetzung vertiefte er im gleichen Jahr als "Research Fellow" am Center for Advanced Visual Studies des MIT, Cambridge, USA. Dort entstand die Installation "Video Ping-Pong" (1974), eine Ikone der frühen Videokunst, welche die Auseinandersetzung Caramelles mit Realität und Medienrealität wie einige andere Videoarbeiten aus dieser Zeit repräsentiert.
Caramelle ist auch durch seinen subtilen Umgang mit dem Medium Zeichnung bekannt, das er in seiner Unauffälligkeit und Einfachheit betonte. Er bewies damit, dass eine künstlerische Laufbahn und Entwicklung auch ohne große Gesten möglich sein kann. Die Frage der künstlerischen Karriere beschäftigte ihn wiederholt in seiner Arbeit. In der 1979 in New York erschienenen Publikation "Forty Found Fakes" gab Caramelle gesammelte Zeitungsausschnitte als Abbildungen von Werken renommierter Künstler aus.
Seit den 1980er Jahren widmete er sich der Wandmalerei, so auch anlässlich seiner Teilnahme an der Documenta IX 1992 in Kassel. U. a. in den Gesso Pieces, Papierarbeiten in teils wieder abgewaschener Wasserfarbe, die Caramelle "Quasi Malerei" nennt, befragte er den Repräsentationscharakter dieses Mediums. (Sabine Breitwieser, Doris Leutgeb)