Die Praxis der Liebe
VALIE EXPORT
Die Praxis der Liebe, 1984
Spielfilm, 35mm, Farbe, Ton, 90 min Regie: VALIE EXPORT DarstellerInnen: Adelheid Arndt, Hagnot Elischka, Regina Fritsch, Traute Furthner, Wolfgang Kainz, Franz Kantner, Jürgen Lier, Paul Müller, Günther Nenning, Walter Schreiber, Elisabeth Vitouch, Rüdiger Vogler, Liane Wagner Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein Drehbuch: VALIE EXPORT Musik: Stephen Ferguson Produzent: VALIE EXPORT, Filmproduktion, Wien, Königsmark & Wullenweber, ZDF
GF0000229.00.0-1997
Werktext
VALIE EXPORT’s dritter Spielfilm ist eine Anti-Romanze, in der die Hauptdarstellerin – hin- und hergerissen zwischen zwei Beziehungen – allmählich entdeckt, dass beide unmöglich sind; nicht weil die subjektiven Abläufe von ”Liebe” mangelhaft sind, sondern weil die objektive soziale Matrix, in der ihre beiden Liebhaber handeln, korrupt, unmoralisch und mörderisch ist: In diesem Film hebt die männliche Welt mit ihren Machtstrukturen die Möglichkeit der Liebe hinter der Sexualität – i.e. die Objektifizierung der Liebe – auf. Die Praxis der Liebe zeigt Judith, eine Journalistin, wie sie die Spuren einer Kriminalgeschichte – einen mysteriösen Tod in der U-Bahnstation in der Nähe des Stephansdomes in Wien –, in die zunächst der eine ihrer Liebhaber und dann auch der andere verwickelt wird, zusammensetzt. Ihre Untersuchung ist eine Metapher für die sozialen Fixpunkte, die alle so genannten persönlichen Beziehungen der heutigen Gesellschaft umgeben und durchdringen. Angemessen erscheint, dass der Blickwinkel des Filmes öfters von Judiths Blickwinkel zu einem allwissenden, ihren einschließenden übergeht, da in der heutigen Gesellschaft jeder Einzelne zu verschiedenen Zeiten unter Beobachtung steht. Wichtige Beweismittel werden z.B. durch Videotapes, die durch Kameras in der U-Bahn aufgenommen wurden, gewonnen. Überall in der Welt dieses Filmes werden Bilder registriert, betrachtet, in umfangreiche Datensysteme übertragen – eine passive Aufnahme allen Lebens, überall. (Gary Indiana)