Window Blow-Out
Gordon Matta-Clark
Window Blow-Out, 1976
8 Schwarz-Weiß-Fotografien, Vintage Prints, Barytpapier à 26,8 x 34 cm, gerahmt 84,5 x 182,2 cm
GF0000313.00.0-1996
Werktext
Für die Ausstellung Idea as Model am Institute for Architecture and Urban Studies in New York schuf Matta-Clark eines seiner meist diskutierten Werke. Nur wenige Beiträge der Ausstellung stammten von KünstlerInnen, die meisten waren von ArchitektInnen (u. a. von Richard Meier und Michael Graves), welche in aufwändig produzierten Architekturmodellen ihre Konzepte darstellten. Matta-Clark, der an der Cornell University Architektur studiert hatte, kommentierte die Letztgenannten: ”Das sind die Typen, bei denen ich an der Cornell studiert habe, das waren meine Lehrer. Ich hasse das, wofür sie stehen.” In der Nacht vor der Eröffnung der Ausstellung verwarf Gordon Matta-Clark seinen ursprünglichen Plan, einen der Seminarräume in sechs mal sechs Meter große Stücke zu zerschneiden und diese in der Mitte des Ausstellungsraumes aufzustapeln. Er lieh sich von Dennis Oppenheim ein Luftdruckgewehr und zerschoss alle Fenster im Ausstellungsraum. In jeden der Fensterflügel hängte er ein Foto von Wohnbauten in der South-Bronx, wo die BewohnerInnen die Fenster eingeschlagen hatten. Der Kurator der Ausstellung, Andrew MacNair, betrachtete dies als Kommentar zu moderner Architektur und Architekten, zu gutem Geschmack und zu den Erbauern utopischer Projekte in Elendsvierteln wie der South-Bronx. Er sprach von einem unglaublich aggressiven Akt. Er hatte zwar zugestimmt, dass Matta-Clark die bereits eingeschlagenen Fenster zerschießt, dieser schoss jedoch alle Fenster ein. Peter Eisenman, zu dieser Zeit Direktor des Instituts, war ebenfalls entsetzt und stellte Vergleiche mit der Reichskristallnacht an. Noch in der gleichen Nacht wurden die Fensterscheiben in der Ausstellung ersetzt, und nur wenige hatten die Gelegenheit, Window Blow Out zu sehen. (Sabine Breitwieser)