I [beat (it)]

VALIE EXPORT

I [beat (it)], 1978

Werktext

Motto: Das Leben ist in unseren Händen, auch wenn wir gleiten und uns schwer darin bewegen, aber schlagen wir nicht dagegen, so werden wir verschwinden. Material: 3 Monitore, 3 Videobänder, 8 Gelenksbänder aus Blei für Beine und Arme, Handbekleidung aus Blei, 1 Foto einer Frau (liegt am Boden), Kanister mit Schmieröl, Endlostonschleife, automatischer Tonverstärker. Die drei Monitore bilden ein Dreieck, auf den Bildschirmen dieser Monitore sieht man drei mich ankläffende Hunde. Dieses Dreieck und dieses Gebell stehen stellvertretend für den ständigen Appell, den Vater Staat, Mutter Natur und (männliche) Ideologie an uns richten. Das Dreieck der Monitore steht für eine ganze Kette von Trinitäten, die bei der heiligen von Vater, Sohn und Geist beginnt und bei der profanen von Mann, Geschlecht, Moral endet. Im Mittelpunkt dieses Dreiecks liegt das Foto einer liegenden Frau, auf das ich mich spiralenförmig durch Abschreiten der Monitore zubewege, wobei ich aus dem Kanister Schmieröl vor meine Schritte schütte. Meine Bewegungen sind aber extremer Natur, da meine Extremitäten (Beine und Arme) belastet sind. Die acht Abwinkelungsgelenke meiner Extremitäten sind mit Bleibändern umspannt, die mit Lederriemen geschlossen werden, so dass ich sie nicht mehr vollständig bewegen kann, meine Hände sind überzogen mit Bleihandschuhen: Meine Hände taugen als Produktionsmittel nur mehr schwerlich, meine Gelenke an Armen und Füßen sind in ihrer Bewegungsfreiheit und -totalität stark gehandicapt. Sie hängen von meinem Rumpf als funktionslose Extensionen meines körperlichen Seins. Das Öl ist ambivalent: Es glättet die Wogen des Meeres, lässt sie erstarren, auf dem Land verursacht es ein Ausrutschen. Erstarrung – beruhigt soll werden und erniedrigt – das sind die Gleit- und Schmiermittel, mit denen die Gesellschaft eine reibungslose Kommunikation erwünscht, auch wenn der Preis das Zugrundegehen vieler ist. (VALIE EXPORT)