Dokumentarische Dialektstudie II vom Fersental bis Garmisch-Partenkirchen
Norbert Brunner/Michael Schuster
Dokumentarische Dialektstudie II vom Fersental bis Garmisch-Partenkirchen, 1999
Audio-Fotoinstallation 24 Teile 24 Farbfotografien (digitale prints 2001), kaschiert auf 24 Hartschaumplatten (à 40 x 124 cm), 24 CD-Player mit 24 CD-Roms (à 74 min), 24 Lautsprecher Gesamtdimensionen variabel Auflage 1/3 Dokumentierte Ortschaften: St. Franz, Neumarkt, Terlan, Müstair, Taufers, Laas, Algund, Sarnthein, Gummer, Bozen, Villnöss, Miland, Abfaltersbach, Vintel, Kematen, Telfes, Mühlbachl, Götzens, Seefeld, Scharnitz, Leutasch, Ehrwald, Grainau, Oberau. Die Reihung der einzelnen Teile (1 bis 24) entspricht dem geographischen Verlauf der untersuchten Ortschaften von Süden nach Norden.
GF0002219.00.0-2001
Werktext
Michael Schuster und Norbert Brunner haben für den steirischen herbst 99 ihr 1979 erarbeitetes Projekt Dokumentarische Dialektstudie erneut durchgeführt: Nach einer detaillierten, im vor-aus festgelegten Partitur dokumentiert es fotografisch den Verlauf einer Landschaft (vom Trentino über Südtirol bis nach Bayern), sowie die Veränderung des Tiroler Dialektes in Tonbandaufnahmen und phonetischer Transkription. Gegenstand der Sprachuntersuchung ist das Vaterunser, das sich als geschlossene, einfach kodierte Texteinheit, einem Ready-Made ähnlich, zur Untersuchung regionaler Sprachunterschiede anbietet. Die Automatisierung der fotografischen Aufnahmen – indem Kamerastandpunkt und Aufnahmerhythmus vordefiniert sind – wird in der Struktur der Arbeit für den Betrachter verstehbar. Die strikt dokumentarische Verwendung des Mediums Fotografie Schuster spricht hier von Nicht-Fotografie – wird dem Titel „Studie“, den die Künstler für ihre Arbeit wählen, gerecht. Die Gegebenheiten, die den Vorgang der Bildentstehung regulieren – das Vergehen der Zeit, die Tag-Nacht- Folge – sind konstituierender Faktor und gleichzeitig ästhetische Basis der Arbeit. Wiederholung ist im Projekt selbst angelegt: Das Vaterunser, aber auch die in regelmäßigen Zeitabständen aufgenommenen Fotografien führen eine repetitive Struktur in die lineare Raum-Aufzeichnung ein. Die Wiederholung des Projektes im Abstand von zwanzig Jahren fügt der soziologischen und konzeptuellen Qualität dieser Arbeit eine wesentliche weitere Komponente – die des historischen Vergleichs – hinzu. (Christine Frisinghelli)