Minimalumwelt, 1965

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg

Hans Hollein

Minimalumwelt, 1965, 1965

Offsetdruck Seite aus Katalog "Hans Hollein", XXXVI. Biennale di Venezia, 1972 21,3 x 22,9 cm, gerahmt 42,5 x 30,2 cm

GF0002444.00.0-2004

Werktext

Ich wurde zur Teilnahme an der Pariser Biennale 1965 (der Jungen unter 35) eingeladen. Die Teilnahmebedingungen waren allerdings restriktiv – so war eine Präferenz für Wohnbau gegeben (ich hatte hier noch keine Bauten vorzuweisen), vor allem stand mir nur 1 m2 Ausstellungsfläche zur Verfügung. Ich entschied mich daher spontan, eine Wiener Telefonzelle aufzustellen, die als Minimalbehausung ausgestattet werden sollte. Eine Telefonzelle nicht nur wegen ihrer (minimalen 1 m2) Größe, sondern auch – zurückgreifend auf meine Ideen zur Erweiterung der Architektur durch andere Medien – wegen der Extension, die die Telekommunikation ermöglicht. Vorgesehen war eine ausrangierte Wiener Telefonzelle alten schwarzgelben Typs, mit Tür und Fenstern. Es erwies sich jedoch als unmöglich, eine solche alte Zelle – die es zuhauf auf einem Lagerplatz gab – zu erhalten, da die Postverwaltung eine abwertende, verunglimpfende Verwendung befürchtete. Selbst freundliche Interventionen waren erfolglos. Ich erarbeitete daher ein Konzept für eine total neue Einheit aus Kunststoff und schlug Walter Pichler und Ernst Graf vor, diese gemeinsam herzustellen und auszustellen. Leider gelang es uns nicht, die finanziellen Mittel aufzutreiben, und so konnten wir keinen Beitrag zur Pariser Biennale liefern, die Weiterverfolgung des Projektes unterblieb, und ich wollte auch keine Ersatzlösung. Die Ironie der Geschichte jedoch ist, dass in einer Zeitungsrezension über die Biennale mein (nicht existenter) Beitrag positiv beschrieben wurde, was nicht zuletzt ein Phänomen darstellte, nämlich, dass es eine andere – visuelle – Realität gibt, die der neuen Medien, und so meine These bestätigte, dass etwa ein Bauwerk nicht wirklich physisch erlebt werden oder existieren muss, wenn es medial simuliert oder vermittelt werden kann. (Hans Hollein)

Leihgeschichte
2014 Wien, AT, Museum dür Angewandte Kunst (MAK) 2007 Luxemburg, LU, Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (MUDAM)