Huddle

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© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Simone Forti

Huddle, 1976

Integral-Hologramm (Multiplex), Plexiglasverstärkung, Polymer Schutzabdeckung, elektrisches Licht, Holz Hologramm: 30,4 cm hoch, 44,5 cm Durchmesser Kreisförmige Plattform: 1,8 cm hoch, 54,5 cm Durchmesser; Sockel oberer Teil: 39 x 37,5 x 36,5 cm Sockel unterer Teil: 91,4 x 38,7 x 38 cm Gesamt: 162,4 x 54,5 x 54,5 cm Hergestellt von Lloyd Cross

GF0031732.00.0-2015

Werktext

Die 1961 uraufgeführte Performance Huddle ist ein zentrales Werk der Künstlerin, Tänzerin und Choreografin Simone Forti. Als Vertreterin des postmodernen Tanzes bereichert sie die klassischen, auf perfekte Körperbeherrschung ausgerichteten Tanztechniken durch natürliche, alltägliche und improvisierte Bewegungsabläufe. Huddle bildet eine Zwischenform zwischen Skulptur und Tanz: Die Teilnehmer:innen bilden mit ineinander verschränkten Armen und nach vorne gebeugten Körpern einen engen Kreis. Eine Person klettert auf die anderen, benutzt deren Schultern als Leiter, lässt sich in die Mitte des Kreises gleiten und fügt sich wieder in die Gruppe ein. Das Stück ist ein Experiment zum Überschreiten von Körpergrenzen in einer Gemeinschaft. (Jürgen Tabor) Das Video dokumentiert eine Aufführung des Stücks im Studio der Künstlerin. In ihrem Hologramm übersetzt Forti eine einzelne Bewegungssequenz in ein dreidimensionales immaterielles Bild. Ihr Ziel ist dabei die Konzentration auf eine einzige Handlung, ähnlich wie bei einem Haiku, einer traditionellen japanischen Gedichtform, die aus nur wenigen Silben und Zeilen besteht. Das holografische Bild unterscheidet sich deutlich vom Videobild. Es scheint frei im Raum zu schweben und ist schwer zu fassen, da sich seine Form und Farbe mit jeder noch so kleinen Bewegung verändern. Die starke physische Präsenz der Gruppe, die im Video noch spürbar ist, verwandelt sich im Hologramm in eine geisterhafte Lichterscheinung. Bei der Holografie handelt es sich um eine 1947 erfundene Technologie, die die Distanz des Medialen zur realen Körperlichkeit besonders deutlich macht. Die Herstellung sogenannter Multiplex-Hologramme ist aufwendig. Mit einer Apparatur aus Projektor, Lasern und Linsen wird eine gefilmte Bewegungssequenz auf einen holografischen Film übertragen, der wiederum auf Plexiglas aufgezogen wird. Das Hologramm wird von einer Lichtquelle angestrahlt, wodurch Tausende von vertikalen Schlitzen in der gekrümmten Plexiglasscheibe sichtbar werden, die den Abtastlinien des frühen Fernsehens ähneln. Unsere Wahrnehmung fügt diese zu einem stereoskopischen Bild zusammen, und es sind wir als Betrachter:innen, die das Bild durch unsere Bewegungen um das Objekt herum animieren. (JT)