Version

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© Mathias Poledna, Photo: Werner Kaligofsky

Mathias Poledna

Version, 2004

Film installation Film, 16mm, black and white, silent, 10 min 10 sec Edition 3/5 Dimensions variable Produced within in the scope of International 04, Liverpool

GF0030800.00.0-2007

Artwork text

Den Hintergrund von Polednas' Arbeit bilden vielfach historische Recherchen, in deren Rahmen er seinem Interesse für die Geschichte des Avantgarde- und Autorenfilms, des Modernismus in Architektur und Design, den Schnittstellen zwischen Populärkultur und Kunst und der post-konzeptuellen Institutionskritik nachgeht. In den vergangenen Jahren haben seine Projekte die Form äußerst verdichteter filmischer Rekonstruktionen und Inszenierungen angenommen, die auf ephemere, häufig populärkulturelle Momente aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts Bezug nehmen. Eine wesentliche Dimension Poledna's filmischer Arbeit besteht in der räumlichen Erfahrung. Die Filminstallation Version (2004), 16mm (Loop) knüpft an diese Auseinandersetzung an, ihr Interesse gilt jedoch weniger einer bestimmten Periode als der Evozierung einer Vielzahl, häufig widersprüchlicher historischer Momente und ästhetischer Praktiken. Sie erscheint solchermaßen ähnlich einem Rorschach-Test, der unser Verhältnis zu historischer Erfahrung, zur Erfahrung von Bildern insgesamt auf die Probe stellt. Im Zentrum von Version steht eine in schwarz-weiss gefilmte, etwa zehnminütige Sequenz, die eine Gruppe von Darstellern und Darstellerinnen in einer tanzartigen Performance-Situation zeigt. Die ohne Ton im abstrakten Setting einer Studio-Stage in Los Angeles aufgenommene Szene entfaltet sich in eng kadrierten Kameraeinstellungen, die zumeist lediglich Fragmente der Körper der Performer zeigen und diesen eine quasi-skulpturale Präsenz verleiht. Ihre Bewegungen changieren zwischen alltäglichen, improvisiert erscheinenden Tanzbewegungen und wenigen, äußerst reduzierten choreographischen Mustern, die den vermeintlich uninszenierten Charakter des Geschehens unterlaufen. Im Hintergrund dieser auf den ersten Blick einfachen szenischen Folge entfaltet sich ein Reichtum an Bezügen, die von den Bewegungsstudien von Eadweard Muybridge und Étienne-Jules Marey aus dem späten 19. Jahrhundert, über experimentelle Filme von den zwanziger bis zu den sechziger Jahren, bis hin zur Entwicklung minimalistischer Ästhetiken im Grenzbereich von Bildhauerei und Tanz der sechziger Jahre reichen. "Polednas methodische und form-ästhetische Recherchen zum Zusammenhang von Archiv und Subjektivität machen letztere zu Gegenständen einer hochgradig stilisierenden Kunst, ohne dass je die entstehende Spannung zwischen Zeitlosigkeit und Historizität unterschlagen würde. Durch eine extreme Reduzierung erzählerischer Momente auf die Struktur des Loops und die systematische Enttäuschung von Erwartungen an eine realistische Repräsentation von Geschichte setzt er sich dem Vorwurf aus, das Historische im Ästhetischen aufzulösen. Dabei verhält es sich viel eher so, dass Polednas Installationen auf eine Krise der Begriffe von Geschichte und des prekären Status des historischen "Ereignisses" reagieren, von dieser Krise ausgehen." (Tom Holert) (Auszug aus dem Pressetext der Galerie Meyer-Kainer zur Ausstellung vom 10.11. - 23. 12.2004)